"Wir hausen in der Liebe"

Mensch Gott!

Zeugnisse eines Ungläubigen im lebenslangen Disput mit Gott, und - nicht zu vergessen - mit „Gottes Bodenpersonal“ aller Glaubensrichtungen.

Lesen

 

Mensch Gott!

Mensch Gott!

 

 

Barbara

Liebesnovellen und andere Raubtiergeschichten

Lesen

 

Barbara

Barbara. Liebesnovellen und andere Raubtiergeschichten.

 

 

Warte nicht auf bessre Zeiten

Die Autobiographie von Wolf Biermann

Lesen

 

Warte nicht auf bessre Zeiten

 

 

Im Bernstein der Balladen

Der Gedichte- und Liederband zur Autobiographie

Die schönsten, wichtigsten und populärsten Verse von Wolf Biermann

aus über 50 Jahren

Lesen

 

Im Bernstein der Balladen

 

 

FLIEGEN MIT FREMDEM FEDERN

Eine Kiste voller Schätze: erlesene Gedichte und erhörte Lieder aus aller Welt,

von Wolf Biermann ins Deutsche gebracht.

Lesen

 

FLIEGEN MIT FREMDEM FEDERN

Hoffmann und Campe
2011
ISBN:978-3-455-40344-2

 

 

Dein freches Lächeln küsse ich so gern

Die schönsten Liebesgedichte von Wolf Biermann

Lesen

 

Dein freches Lächeln küsse ich so gern

Hoffmann und Campe

2010

ISBN:  978-3-455-40288-9

 

 

Großer Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk

Das große Poem von Jizchak Katzenelson vom Kampf auf Leben und Tod der Juden im Warschauer Ghetto, nachgedichtet ins Deutsche von Wolf Biermann. Mit vollständiger Ablichtung des Originalmanuskripts, transkribiert von Arno Lustiger. 

Lesen

 

Großer Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk

Hoffmann und Campe

 

ISBN: 978-3-455-97375-4

Seiten: 240, gebunden

 

 

Berlin, du deutsche deutsche Frau

Eine Auswahl der schönsten Berlin Gedichte: Kein Dichter der Nachkriegszeit hat die Stadt Berlin so liebevoll besungen und so rabiat bedichtet wie Wolf Biermann.

Lesen

 

Berlin, du deutsche deutsche Frau

Hoffmann und Campe

2008

ISBN: 978-3-455-40125-7

Seiten: 120, gebunden

 

 

HEIMAT. NEUE GEDICHTE

Große Lyrik, die melancholisch und kämpferisch ist,  böse und zart und immer vital.

" Ich suche Ruhe und finde Streit". Heimat.

Lesen

 

HEIMAT. NEUE GEDICHTE

Hoffmann und Campe
2006

ISBN: 978-3-455-40036-6

Seiten: 272, gebunden

 

 

Das ist die feinste Liebeskunst

40 Shakespeare-Sonette.

Biermanns Sonettübersetzungen: authentisch und autark. 

Lesen

 

Das ist die feinste Liebeskunst

2004

Kiepenheur & Witsch

 

 

Weitere Bücher:

 

Elf Entwürfe des jungen Bob Dylan für seinen Grabspruch

2003, kiepenheuer & witsch

 

Über Deutschland unter Deutschen

Essays 2002, kiepenheuer & witsch

 

Die AusbÜrgerung

2001, Ullstein

 

Liebespaare in Politischer Landschaft.

2000, Gedichte und Lieder, Reclam

 

Paradies uff Erden – ein Berliner Bilderbogen

1999, kiepenheuer & witsch

 

Wie man Verse macht und Lieder - eine Poetik in acht Gängen

1997, kiepenheuer & witsch

 

Alle Gedichte

1995, kiepenheuer & witsch

 

GroSSer Gesang des Jizchak Katzenelson vom ausgerotteten jüdischen Volk

1994, kiepenheuer & witsch

 

Der Sturz des DÄdalus

Essays 1992, kiepenheuer & witsch

 

Alle Lieder

1991, kiepenheuer & witsch

 

Über das Geld und andere Herzensdinge

Essays 1991, kiepenheuer & witsch

 

Klartexte im Getümmel

1989, kiepenheuer & witsch

 

Affenfels und Barrikade

1986, kiepenheuer & witsch

 

und als ich von Deutschland nach

Deutschland ...

1983, Bertelsmann

 

Verdrehte Welt, das seh ich gerne

1982, kiepenheuer & witsch

 

Das Märchen von dem Mädchen mit dem Holzbein

1979, kiepenheuer & witsch

 

Der preuSSische Ikarus

1978, kiepenheuer & witsch

 

NachlaSS 1

1977, kiepenheuer & witsch

 

Die groSSe Drachentöterschau: Der Dra-Dra

1974, Wagenbach

 

Das MÄrchen vom kleinen Herrn Moritz

1972, Parabel-Verlag, München

 

Berichte des Julij Daniel aus dem sozialistischen Lager

1972, Hoffmann und Campe

 

Für meine Genossen

1972, Wagenbach

 

Deutschland, ein Wintermärchen

1972, Wagenbach

 

Mit Marx-und Engelszungen

1968, Wagenbach

 

Die Drahtharfe

1965, Wagenbach

Der Dichter Wolf Biermann ist bekannt als politischer Rebell. Es gibt da aller¬dings noch einen anderen Wolf Biermann, der bislang sehr viel weniger kenntlich war.


Biermanns neues Buch Mensch Gott! versammelt Gedichte und Texte aus fünf Jahrzehnten, darunter: „All meine Gläubigkeit!“; „Melancholie, meine Hoffnung“; und „Ich hatte viel Bekümmernis“. Zeugnisse eines Ungläubigen im lebenslangen Disput mit Gott, und - nicht zu vergessen - mit „Gottes Bodenpersonal“ aller Glaubensrichtungen.


Biermann steckt „dem Hirten ins Gebetsbuch“ sein Gedicht. Er erzählt vom Zweifel am „Kinderglauben“ und vom irdischen Sinn der göttlichen Auferstehung: „Diese Legende ist die härteste Währung auf dem Markte, wo Hoffnung gehandelt wird“, der Atheist Biermann liest „diese Metapher als Gottes Ermutigung.“


Ein Spottlied vom „armen Teufel“ und ein Bekenntnis zum „Phantomschmerz aus dem Paradiese“. Biermann erklärt, warum ausgerechnet die schwarze Madonna den Aufsässigen den Rücken stärkt. Texte voll Ermutigung und Hoffnung, Trost, aber auch Zorn und manchmal fast zärtlichem Sarkasmus. Kein Wunder, daß sein Lied »Ermutigung« es bis ins Gesangbuch der protestantischen Schwedischen Kirche geschafft hat.


Warum grade Melancholie einen Menschen stärken kann? “Warum eigentlich nicht traurig sein? Es ist ja grad die tiefere Traurigkeit, die uns in die Hoffnung treibt.“ Biermanns Lied von der Schwangeren mit ihrem Kind unter dem Herzen. Vom Tod, zu dem Biermann hin, - aber niemals ankommen will. Von der ewigen Sehnsucht nach Frieden erzählt Biermann und von seinem Komplizen, dem Komponisten Bach, der ihn im erbitterten Streit der Welt durch „die Hintertür der Liebe“ einlässt und durch seine göttliche Musik versöhnt. Anrührend der Kinderkatechismus vom tatkräftigen Allesmacher Gott für Biermanns kleine Tochter Mollie. Und überraschend zerbrechlich  sein starkes  „Confessio“:


„Ach, für mein Alter bis zum Tod
Werd ich als Greis noch viel zu jung sein für die Welt
Ich bin nicht so verrückt, an Gott zu glauben -  ich
Bin noch verrückter, denn ich glaub an sein Geschöpf!
Zum Schlausein bin ich viel zu schlau und steinealt
Zu stolz! Und wer mich zottelt, bloß zu diesem Zweck
Dass er mich runterzieht in bittre Traurigkeiten
Der kriegt von mir dieses Pasquill vorn Latz geknallt:
   -   hau ab! lass los!!  Mensch!!! Pfoten weg!!!!“


Biermann erzählt im Kapitel „Meine Jüdischkaiten“ von seinem Vater, dem Juden Dagobert Biermann, von seiner »jüdischen Angst«, vom Lande Israel, und warum der Jude Hein¬rich Heine „viel deutscher, als all diese Deutschen“ war.  Und, Biermann wäre nicht Biermann, würde er nicht mit dem provokanten Credo schließen: „Und ob es so etwas wie ein Leben nach dem Tode gibt, Menschenskind, das soll mir gleichgültig sein - solange es ein lebendiges Leben gibt, auch vor unserem Tode!“


Mit Mensch Gott! ist Wolf Biermann anders zu entdecken, als ein unerschütterlich Glaubender – dessen Hoffnung sich allein an den Menschen richtet.

Wolf Biermann Mensch Gott!  
Bibliothek Suhrkamp 1523. Suhrkamp Verlag. ET: 9. Oktober 2021. ISBN: 978-3-518-22523-3. Etwa 200 Seiten. Gebunden mit Schutzumschlag ca.€ 22,– Auch als eBook erhältlich.

»Barbara« versammelt unerhörte Herzblatt-Novellen von außergewöhnlichen Charakteren, denen Wolf Biermann begegnet ist. In 18 oft hinreißend kuriosen, oft zärtlich-rabiaten Erzählungen führt uns der Poet seine Zeitgenossen vor Augen: berühmte wie unberühmte. Da ist Ruth Berlau, die tragische Geliebte Brechts, die sich ihre übermächtige Feindin Helene Weigel nicht kleinreden lassen will – und schon gar nicht kleinsingen! Biermann erzählt die wahre Geschichte von der »beißwütigen Barbara« und vom Mann, der sich für Rembrandt hält. Vom Ostberliner Stricher, dessen Frau Monika ihm das Brotmesser in den Rücken rammt, oder von seiner Liebesaffäre mit einer zerbrechlichen Geigen-Gitarre. Der nette alte SS-Mann in Ostberlin fragt: Bin ick’n Mensch? Und unvergesslich: Biermanns im doppelten Sinn schlagfertiger Freund Manfred Krug, der einen Volkspolizisten in den Wahnsinn treibt. Erstmals erzählt Wolf Biermann von proletarischer Sexualaufklärung und warum seine Mutter ihn ohrfeigte, ein einziges Mal. In seinem Ostberliner Lotterbett liegt die traumhafte Geliebte Garance, die sich an der langen Leine der Stasi in Westberlin prostituieren muss. In diesen und weiteren Storys zeichnet Wolf Biermann ein berührendes, vielfältiges Bildnis von der Liebe und von tapferen Menschen in bewegten Zeiten.

Selten sind persönliches Schicksal und deutsche Geschichte so eng verwoben wie bei Wolf Biermann. Ein Leben zwischen West und Ost, ein Widerspruchsgeist zwischen allen Fronten. Mit sechzehn ging er in die DDR, die er für das bessere Deutschland hielt. Hanns Eisler ermutigte ihn, Lieder zu schreiben, bei Helene Weigel assistierte er am Berliner Ensemble. Dann fiel er in Ungnade, erhielt Auftritts- und Publikationsverbot. Die Stasi observierte ihn rund um die Uhr, während er im Westen gefeiert und geehrt wurde. Die Proteste gegen seine Ausbürgerung 1976 gelten als Anfang vom Ende der DDR.

Eindringlich erzählt Biermann vom Vater, der als Jude und Kommunist in Auschwitz ermordet wurde, von der Mutter, die ihn aus dem Hamburger Bombeninferno rettete, vom väterlichen Freund Robert Havemann, mit dem er das Los des Geächteten teilte. Er führt uns in die absurde Welt der DDR-Diktatur mit ihren Auswüchsen, aber auch ihren täglichen Dramen menschlicher Widerständigkeit. Und er erzählt von seinen in den Westen geschmuggelten, im Osten heimlich kursierenden Liedern, deren »Verskunst, robuste Rhetorik und gewaltige Sprachkraft« Marcel Reich-Ranicki lobte. Bei aller Heftigkeit des Erlebten lesen sich Biermanns Erinnerungen wie ein Schelmenroman in bester schweijkscher Manier. Ein einzigartiges Zeitzeugnis.
 

Wolf Biermann
Warte nicht auf bessre Zeiten. Die Autobiographie
Gebunden mit Schutzumschlag
HC 14,5 x 22,5 cm (D4)
ca. 500 Seiten
€ 28,00 (D) / € 28,80 (A)
ISBN 978-3-549-07473-2
Erscheint: 14.10.2016
 

Seit mehr als fünf Jahrzehnten ist Wolf Biermann vor allem eines: Liederdichter. Von Hanns Eisler ermutigt, hat er bereits Ende der 1950er Jahre begonnen, zu komponieren und seine Verse zu singen. Es sind Lieder zwischen »aufständischer Wut und ganz leise werdender Melancholie«, wie Fritz Raddatz einmal schrieb.

Der Band versammelt eine Auswahl von Liedern und Gedichten aus fünfzig Jahren, vor allem jene, die in Biermanns Leben eine Schlüsselrolle gespielt haben – wie das Lied »Ermutigung«, das zur heimlichen Hymne der politischen Häftlinge in der DDR wurde, Spottlieder wie die »Stasiballade« oder »Die hab ich satt!«, aber auch die kurz vor der Ausbürgerung geschriebene »Ballade vom preußischen Ikarus«, erstmals gesungen im legendären Kölner Konzert 1976. Die »Ballade von den verdorbenen Greisen« über das Politbüro der SED, die Biermann am 1. Dezember 1989 in Leipzig sang, als er erstmals wieder in der DDR auftreten durfte, und Lebenslieder wie das nach dem Mauerfall verfasste »Nur wer sich ändert, bleibt sich treu« oder »Heimat« aus dem Jahr 2006 runden die poetische Sammlung ab.

 

Bibliografische Angaben
Wolf Biermann
Im Bernstein der Balladen
Lieder und Gedichte
Leinenband
HC 12,5 x 20,5 cm (B3)
ca. 400 Seiten
€ 24,00 (D) / € 24,70 (A)
ISBN 978-3-549-07479-4
Erscheint: 14.10.2016
 

 

Das neue Biermann-Buch ist eine Kiste voller Schätze aus vielen Ländern:  erlesene Gedichte und erhörte Lieder, die der Poet im Laufe eines bewegten Lebens in sein lebendiges Deutsch brachte.

Als „staatlich anerkannter Staatsfeind“ saß Biermann viele Jahre fest in Ostberlin wie die meisten DDR-Bürger. Aber für ihn waren zudem die Ostgrenzen so dicht wie die Westgrenze. Auch das provozierte seinen herderschen Heißhunger nach den „Stimmen der Völker in Liedern“. 

Es waren berühmte und unberühmte Besucher, die ihrem total verbotenen Freund Lieder und Gedichte aus aller Welt in der Chausseestraße 131 vor die deutsch-deutsche Nase hielten und sagten: mach mal!   Und also machte er sich schwedische sångerna von Nils Ferlin auf Deutsch singbar, auch französische, tschechische, alte russische Zigeuner-Lieder, neue lateinamerikanische, uralte englische, baltische, jiddische und hebräische.

Das kuriose norddeutsche Wort „Sammelsurium“ hat wieder seinen guten ursprünglichen Sinn, denn Biermann bündelt in diesem Buch eine Sammlung von buntgemischten Zufallsfunden.  Er entdeckte sie bei Bulat Okudshawa, Daniel Viglietti, Patricio Manns, Wladimir Wyssozki,  Jiří Suchý. Freunde wie Eva-Maria Hagen, Lew Kopelew, Joan Baez und Franz Hohler und Allen Ginsberg steckten ihm Lieder zu, lauter freundschaftliche Auftragsarbeiten ohne Honorar.

Der Sohn des russischen Dichters Julij Daniel schmuggelte die erschütternden Gedichte seines Vaters direkt aus dem GULag nach Moskau, und so kamen sie konspirativ in Biermanns Hände und dann als deutsche Gedichte 1972 beim Verlag Hoffmann & Campe in Hamburg ins Offene: „Berichte aus dem Sozialistischen Lager“.

Nach der Ausbürgerung 1976 fand der Liederdichter bei seinen Konzerten in vielen Ländern neuen poetischen Stoff. Atahualpa Yupanqui, Dionysos Savopoulos, Sven Bertil Taube, Yves Montand, Pedro Soler, Paco Ibáñes - deren Gastgeschenke füllten die Schatzkiste des Sammlers: Neueres und Altes. Hohe Poesie, zauberhafte Kinderlieder und plebejische Folklore. Das Beste in diesem Sammelsurium sind womöglich die authentischen Nachdichtungen der Shakespeare-Sonette. Es finden sich in diesem Buch populäre Chansons von Pierre-Jean de Béranger und Georges Brassens neben kleinen feinen Volksliedern aus Finnland oder Estland oder Israel.

Eines aber fehlt, Biermanns wichtigste Nachdichtung passte dem Verlag nicht zwischen diese beiden Buchdeckel: Jizchak Katzenelson  -  „Großer Gesang vom ausgerotteten Jüdischen Volk“.  Dieses Poem über die Shoa braucht und hat ja auch eine eigene und komplett kommentierte Buchausgabe.

Weltbekannte Titel wie „Les feuilles mortes“ von Jacques Prévert und Joseph Kosma sind in „Fliegen mit fremden Federn“  ohne Musiknoten abgedruckt, denn die kann man sich leicht googeln. Aber für jedes der weniger bekannten „Menschen-Lieder“ hat Biermann die Melodie und die Grundharmonien notiert. Und er schrieb bei dieser Gelegenheit auch allerhand Fußnoten, die für manchen Leser von Interesse sein können.

»Wir naschen Dill, und du hältst still, wenn ich dich zärtlich kämme ...«. Sie ist erotisch und  zuweilen melancholisch, allerinnigst und schön frech: die Liebespoesie von Wolf Biermann. Andreas Öhler hat die schönsten Gedichte und Lieder der letzten Jahrzehnte zusammengestellt. Seine Auswahl führt mitten ins Herz von Biermanns poetischem Schaffen.

 

 

 

Die grüne Schwemme

 

von Wolf Biermann

 

Jetzt wird mir leicht

Das Dunkel weicht

aus unsrer warmen Scheune

Der Regen geht

Der Wind verweht

die schwarzen Regenträume

 

Ich sing in Moll

Mein Herz ist voll

von Spatzen und von Tauben

Der Tag wird schön

Du wirst schon sehn

und meine Lieder glauben

 

Komm, fass mich an

Wir gehen dann

in eine grüne Schwemme

Wir naschen Dill

Und du hältst still

wenn ich dich zärtlich kämme

 

Jizchak Katzenelson

Dos lid vunem ojsgehargetn jidischn volk

_______________

 

Großer Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk

Wolf Biermann

 

Zwei Jahre lang lebte ich mit dem Dichter Katzenelson, will sagen: mit seinem opus magnum. Kurz bevor Jizchak Katzenelson in Auschwitz ermordet wurde, schrieb er sein Poem nieder: "Dos lid funem oisgehargetn jidischn volk." Das war vor 60 Jahren. Dieses große Gedicht berichtet in fünfzehn Kapiteln vom elenden Sterben der hilflosen Juden im Holocaust und vom heroischen Sterben der jüdischen Kämpfer beim Aufstand im Warschauer Ghetto.

Katzenelson, dieser polnische Jude, schrieb seine Lieder, Gedichte und Theaterstücke nicht in Polnisch, sondern in Hebräisch und auch in der jiddischen Sprache. Er floh mit seiner Familie nach dem Einmarsch der Deutschen von Lodz nach Warschau. Er geriet nach dem Einmarsch der Deutschen mit all den anderen Juden ins Ghetto. Als der Aufstand am 18. April '43 losbrach, lebten von der dreiviertel Million Juden im Warschauer Ghetto noch 60 Tausend. Seine Frau und zwei seiner Söhne waren schon ins Todeslager Treblinka verschleppt worden. Katzenelson gehörte zu den Kämpfern.  Er war damals 57 Jahre alt. Alle wußten, daß sie in diesem Aufstand sterben werden. Seine Freunde beschlossen aber, den Dichter zu retten. Sie wollten, daß wenigstens er überlebt. Es sollte ein Mensch übrig bleiben, der der Sprache mächtig ist und Zeugnis ablegt, einer, der die unsagbare Wahrheit über den Untergang des jüdischen Volkes so sagen kann, daß die Welt seinen Worten glaubt, obwohl er die Wahrheit spricht.

Katzenelson wurde also mit seinem ältesten Sohn über geheime Schlupflöcher auf die arische Seite von Warschau geschleust, beide wurden mit südamerikanischen Pässen versorgt. So geriet der Dichter in ein sogenanntes Sonder- oder auch Vorzugs-KZ, das die SS im französischen Kurbad Vittel, am Fuße der Vogesen eingerichtet hatte. Dort waren US-amerikanische und britische Staatsbürger und einige Juden mit gefälschten südamerikanischen Pässen interniert, alles Menschen, die gegen internierte deutsche Staaatsbürger im feindlichen Ausland eingetauscht werden sollten. Ein Jahr lang lebte Katzenelson in diesem großbürgerlichen Luxus-Kurbad im Hotel "Providence" hinter Stacheldraht und schrieb dort in der jiddischer „Mameloschn“ ein langes Gedicht über den Untergang seines Volkes, zu deutsch: "Großer Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk."

Es ist ein gewaltiges Gemälde, gemalt mir schwarzen Tränen in den schwarzen Himmel. Dieses Epos erzählt vom Ghetto in Lodsch und vom berüchtigten Umschlagplatz im Warschauer Ghetto, wo täglich die Güterzüge nach Treblinka mit lebendigem Menschenfleisch vollgestopft wurden. Katzenelson vollendet sein Gedicht mit einem dramatischen Bericht über das letzte Gefecht im Warschauer Ghetto, in dem es für die Juden - was Wunder! - keine Chance gab. Der Dichter liefert keinen zionistischen Hoffnungsstrahl und kein sozialistisches Morgenrot, er liefert nicht einmal so ein elend trauriges Lichtlein wie die ermutigende Geschichte des Ganoven Schindler, der immerhin ein paar Juden aus dem blutigen Strudel rettete, in dem Millionen untergingen.

Aber dennoch leuchtet ein irres Licht in dieser Finsternis. Warum? Darum: das Elend und der Widerstand sind Wort geworden. Und dieses dicht gedichtete Wort wurde aus all den Weltuntergängen hinübergerettet in unsere Zeit. Jitzchak Katzenelson stopfte die 15 Großen Gesänge in drei Flaschen und vergrub sie unter einem Baum im Park von Vittel. Kurz danach wurde der Dichter mit seinen Freunden nach Drancy verschleppt, dem Bahnhof bei Paris, von wo die französischen Juden nach Auschwitz deportiert wurden. Keiner hat überlebt, aber die Botschaft in den Flaschen wurde gefunden.­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­ Und ich habe die Verse in mein Deutsch gebracht und werde sie vortragen.

"Berlin ist meine erste Liebe seit 1955. Und die Stadt wurde meine alte Liebe, weil ich mich immer wieder neu in sie verliebt habe.

 Ach! solch eine kapriziöse Dauergeliebte muss der Poet bei mancher Gelegenheit neu besingen, verdichten und im Streit auch zerdichten. Sie will besänftigt werden, gefeiert, betrogen, wieder verführt und womöglich beseligt. Also finden sich in diesem Buch rabiate Liebeslieder, zärtliche Wutballaden und Sehnsuchts­gesänge versammelt, Pasquille in Zeiten der Diktatur, poetische Sittenbilder vom Alltag, politische Gassenhauer und plebejische Elegien."

Für das Buch mit meinen neuen Gedichten habe ich einen ganz und gar nicht originellen Titel  gewählt: „Neue Gedichte“, das ist also ein Titel, den auch Heinrich Heine 1844 schon in Gebrauch nahm. So will ich im literarischen Marktgeschrei deutlich machen, daß am alten Baum frische Früchte gewachsen sind, die nun gepflückt werden können.

Etliche meiner neuen Gedichte sind weit weg von Deutschland gewachsen, in Kulturlandschaften, die eine Wiege der europäischen Kultur waren: Das Land der Troubadoure. Wenn wer wie ich sich so weit weg bewegt, dann ja nur, um auf diesem Wege näher nach Deutschland zu kommen. Walter Benjamin. Gottfried Benn. Mollie Biermann. „Wo gehen wir denn hin? Immer nach Hause ... “  sagte Novalis. Neue politische Gedichte schrieb ich, über die gottlose Gläubigkeit eines Atheisten, Verse über Israel, über den Streit um Krieg und Frieden, auch über das Ende des weltweiten Kinderglaubens an den Kommunismus. Und sogenannte Naturlyrik, mein ewiges Lieblingsthema: Liebespaare in großer politischer Landschaft; es gibt neue Verse über den Norden, wo ich nun schon seit genau 30 Jahren als heimgekehrter Hamburger Fischkopf unter Daheimgebliebenen lebe. Dort, wo ich als gebranntes Kind durch das Feuer der Bombennächte in die Welt floh, dort hin, wo auch ich noch niemals war: Heimat."Heimat – Das ist der Tod, da will ich hin //Ankommen aber nie und nimmer.“

 

"Eine kleine literarische Sensation. Eine kleine?", begeistert sich Die Welt. Und die Welt am Sonntag schwärmt: "Eine Revolution in der Dichtkunst: Das Sonett wird irdisch, sinnlich, sexuell."

Wolf Biermann: "Es geht um heillose egierden, um die vertrackten Genüsse, um reine Freuden und unreine Lüste, um die Leiden und Leidenschaften der Liebe. Shakespeare liefert uns mit seinen Sonetten ein erotisches Sittenbild vom Anfang der Neuzeit".



MP3 Player